Stephanie Waldow (Hrsg.):
Von armen Schweinen und bunten Vögeln – Tierethik im kulturgeschichtlichen Kontext
Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Paderborn, 2015
ISBN: 978-3-77055-777-6
Stephanie Waldow vereint in dem von ihr 2015 herausgegebenen Sammelband Von armen Schweinen und bunten Vögeln – Tierethik im kulturgeschichtlichen Kontext dreizehn Artikel, die sich dem Mensch-Tier-Verhältnis aus Blickwinkeln unterschiedlicher Fachdisziplinen widmen. Wie der Buchtitel bereits verrät, liegt der Fokus dabei auf kulturgeschichtlichen sowie literarischen Perspektiven zu tierethischen Fragestellungen. Waldow selbst ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Ethik an der Universität Augsburg. Auch die meisten Autor*innen des Sammelbands sind als Professor*innen unterschiedlicher Fachgebiete (z.B. Sprachwissenschaften, Strafrecht, Philosophie, Literaturgeschichte, Theologie) akademisch geprägt. Sie alle eint die Beschäftigung mit Tierethik und/ oder Mensch-Tier-Beziehungen, wobei – zumindest aus fachfremder Sicht – viele Beiträge hauptsächlich sprach- bzw. literaturwissenschaftlich fokussiert sind. Entstanden ist der Sammelband aus einer interdisziplinären Ringvorlesung, sodass neben diesen philologischen Texten doch auch philosophische, theologische und juristische Beiträge Eingang gefunden haben.
Zum Inhaltlichen: Mathias Mayer und Jens Kulenkampff hinterfragen in den ersten zwei Beiträgen des Sammelbands die Grenzziehung zwischen bzw. die moralische Unterscheidung von Mensch und Tier. Der Mensch-Tier-Beziehung aus theologischer Perspektive widmet sich hingegen Bernd Oberdorfer in seinem Beitrag. Daran schließen sich sechs Beiträge von Mechthild Habermann, Wolfram Bublitz, Hubert Zapf, Stephanie Waldow, Christine Lubkoll und Roland Borgards an, die sich der Tierethik aus sprach- und literaturwissenschaftlicher Perspektive nähern, indem sie beispielsweise Tiermethapern, Fabeln, amerikanische Literatur oder Kafkas narrative Ethik genauer unter die Lupe nehmen. Die folgenden zwei Beiträge von Jörg Luy und Hans Kudlich sind hingegen eher den (historisch-) juristischen Disziplinen zuzuordnen, während sich Jessica Ullrich mit dem ethischen Umgang mit Tieren in der Kunst auseinandersetzt. Den Abschluss des Sammelbands bildet ein literarischer Beitrag von Georg Klein. Aus tierethischer, philologischer und kulturhistorischer Perspektive ist der hier besprochene Sammelband sicherlich sehr interessant, da er interdisziplinär verschiedenste Fragestellungen zum Thema vereint. Auch für Fachfremde – am besten jedoch mit akademischem Hintergrund – bietet das Buch viele spannende Einblicke, die zum Nachdenken einladen. Aus einer Tier*bewegungsperspektive ist der Sammelband vielleicht zu akademisch. Dennoch könnten vor allem die ersten Beiträge zur Grenzziehungsfrage zwischen Mensch und Tier (Papiertiger im bissigen Text – Das Tier, die Literatur und der Respekt von Mathias Mayer sowie „Quäle nie ein Tier!“ – Tiere als moralisches Problem von Jens Kulenkampff) sowie der Artikel zur Tiertötungsfrage (Denn sie wissen nicht, ob sie dürfen – Zum kulturgeschichtlichen Hintergrund der Tiertötungsfrage in Ethik und Recht unter besonderer Würdigung des „vernünftigen Grundes“ gemäß Tierschutzgesetz von Jörg Luy) von Interesse sein – zumindest haben mir diese Texte auch am besten gefallen. So ist insgesamt für viele verschiedene Interessen und Hintergründe ein empfehlenswerter Text enthalten, was das Buch geeignet erscheinen lässt für unterschiedlichste Zielgruppen. Wir wünschen in jedem Fall allen viel Spaß beim Lesen.